Dufte Sache: Toiletten machen Schule

Schultoiletten findest Du eigentlich blind – immer der Nase nach…

Du kannst die Luft anhalten oder eine Nasenklammer nehmen, in jedem Fall versuchst Du, das stille Örtchen Deiner Schule so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Schulklos haben meistens einen Ekelfaktor – nicht nur olfaktorisch. Dabei ist die Sache doch ganz einfach: Schülerinnen und Schüler nehmen die Sache mit ihren kleinen und großen Geschäften einfach selbst in die Hand. An der Hellweg-Realschule in Unna haben die Kinder und Jugendlichen aus dem immerwährenden nervigen Toiletten-Thema ein Mega-Projekt gemacht – mega erfolgreich. Denn „der Dreh- und Angelpunkt ist die Eigenverantwortung“, sagt Schulleiterin Sabine Terwort. Dann klappt es auch mit dem Klassenansturm auf die Klosetts.

Lokus im Fokus: Zusammen mit der Schülervertretung und den Vertrauenslehrerinnen wurden erst einmal die Probleme benannt. Schäbige, teils schmutzige Kabinen, kein Klopapier, keine Klobürste, kaputte Brillen, Uringeruch und eine echt öde Atmosphäre waren die Haupt-Kritikpunkte an den ungeliebten WC-Anlagen. Die Schüler*innen schmiedeten Ideen und entwickelten Maßnahmen. Die Wunschliste wurde lang und länger, es wurde viel diskutiert, dann demokratisch abgestimmt – meistens online. Neue Bilder und Farben sollten her, Pflanzen, Musik und Discolicht, selbst eine Kritzelwand gibt’s jetzt, als Whiteboard auch für spätere Schüler-Generationen beschreibbar. Die Mädchen wollten LED-Spots am Spiegel (zum Schminken, versteht sich), Sternchen unter der Decke, die Jungen zielsichere Fußballtore in den Pissoirs, Stadionatmosphäre und ein Capybara für die kahlen Wände – hahaha, Capybara, ausgerechnet ein Wasserschwein!!!!! Handyhalterungen in den Kabinen hatten alle im Blick, und die selbst gestalteten Fliesen-Abziehbilder entstanden im Werk- und Kunstunterricht.

Der umtriebige Förderverein der vierzügigen Schule mit ihren 700 Schüler*innen gab Geld für die guten Ideen. Und auch der Bürgerstiftung Unna war das Klo-Projekt eine vierstellige Summe wert – sozusagen als Anschubfinanzierung für einen Modellversuch und dadurch anderen Schulen zur Nachahmung wärmstens empfohlen. Für die großen Summen wurden in den Mädchen- und Jungen-Toiletten abschließbare schicke, aber pflegeleichte Waschtisch-Schränke mit integrierten Becken angeschafft. Denn das Allerwichtigste an den neuen Toiletten ist die Aufsicht: Es haben sich genug Freiwillige gemeldet, die in den zwei Pausen aufpassen, das keiner die neu gewonnene Wohlfühlatmosphäre stört und sich alle an die Regeln halten. Ein älterer Schüler schiebt mit einem jüngeren Dienst, bei den Mädchen greift das gleiche System. Die Teams haben Schüsselgewalt, legen Klopapier nach, füllen Seife auf oder bevorraten den Tampon-Spender. Dufte Sache!

Die Unnaer Schülerinnen sind stolz auf ihr Toiletten-Projekt und haben es jetzt sogar angemeldet für den bundesweiten Wettbewerb „Toiletten machen Schule“ – ausgelobt von der German Toilet Organization.

Ja, die gibt es wirklich. Die GTO hat ihren Sitz in Berlin  und findet: „Jede Schule sollte über saubere, sichere, hygienische Toiletten verfügen.“  Auf dieses Ziel hin arbeitet sie mit vielen gemeinnützigen Partnern wie Verbänden und Stiftungen. Sponsoren des aktuellen Wettbewerbs mit Geldpreisen im Gesamtwert von 50 000 Euro sind (passenderweise) der Radikalreiniger Domestos und Sanitärhersteller Villeroy & Boch.

Im Schnitt haben in der Vergangenheit 160 Schulen aus 14 Bundesländern an dem Wettbewerb teilgenommen. In diesem Jahr rechnen sich die Unnaer*innen gute Gewinnchancen aus und hoffen auf Preisgeld. Denn auf ihrer WC-Wunschliste wollen sie noch das ein oder andere abhaken…

Gruppenbild: Das SV-Toilettenteam der Hellweg-Realschule ist stolz auf ihr ungewöhnliches Schulprojekt. Der Förderverein der Schule und die Bürgerstiftung Unna halfen kräftig mit, damit die Schüler*innen „ihre“ Toiletten neu gestalten konnten. Fotos: sim