Exxon wusste Bescheid

Beitragsbild: Foto von Roy Luck – Flickr

Die Gründe und die Auswirkungen des Klimawandels sind den Wissenschaftlern sich seit mehreren Jahrzehnten bekannt. Unaufhörlich versuchen sie, der Politik und der Gesellschaft die Dringlichkeit klar zu machen.

2015 konnte die Recherche* des Inside Climate News zeigen, dass ein Unternehmen schon 1977 sehr genau die Auswirkungen kannte und sehr genaue Vorhersagen (zum Teil sogar genauere Vorhersagen als die NASA) über den zukünftigen Klimawandel getroffen hat: Exxon (jetzt ExxonMobil). James Black* (Wissenschaftler der Products Research Division der Exxon Research & Engineering) informierte den Vorstand von Exxon: Die Nutzung fossiler Brennstoffe hat Auswirkungen auf das globale Klima. Ein Jahr später gab er an, dass eine Verdopplung des CO2-Gehalts in der Atmosphäre zu einer Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur um zwei bis drei Grad führen würde. Diese Vorhersage deckt sich heute weitgehend mit aktuellen Erkenntnisse. 

Die Studie „Assessing ExxonMobil’s global warming projections* untersuchte die Genauigkeit der Klimaprojektionen von ExxonMobil und verglich sie mit den tatsächlichen Klimadaten der letzten Jahrzehnte. Die Ergebnisse der Studie sind alarmierend und werfen ernsthafte Fragen zur Glaubwürdigkeit und Integrität des Unternehmens auf.

Die Studie ergab, dass ExxonMobil über einen Zeitraum von Jahrzehnten die wissenschaftlichen Erkenntnisse über den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel kannte und intern detaillierte Klimaprojektionen erstellte, die eine deutliche Erwärmung der Erde vorhersagten. Jedoch hat das Unternehmen in der Öffentlichkeit und gegenüber Investoren diese Bedenken weitgehend ignoriert und stattdessen den Eindruck erweckt, dass es keine klaren Beweise für den menschgemachten Klimawandel gibt. (Die Wissenschaftshistorikerin Naomi Oreskes* hat die Klimawandel-Kommunikation zwischen 1977 und 2014 von Exxon untersucht. Ihr Ergebnis*: 81 Prozent der von ExxonMobil bezahlten Advertorials stellen die Existenz des Klimawandels und der Rolle von fossilen Brennstoffen in Frage.) Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass die Klimaprojektionen von ExxonMobil systematisch die tatsächlichen Klimadaten unterschätzt haben. Dies deutet darauf hin, dass die Schätzungen von ExxonMobil die tatsächlichen Risiken des Klimawandels verschleiern könnten und somit Entscheidungen von Investoren, Regierungen und anderen wichtigen Akteuren beeinflussen.

Die Ergebnisse dieser Studie haben sowohl politische als auch wirtschaftliche Auswirkungen. Auf politischer Ebene können die Ergebnisse die Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels unterstützen, indem sie die öffentliche Meinung und die Entscheidungen von Regierungen beeinflussen. Auf wirtschaftlicher Ebene könnten Investoren und Kunden, die den Klimawandel als Risiko betrachten, ExxonMobil meiden und stattdessen in Unternehmen investieren, die sich aktiv für Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen.

Insgesamt zeigt die Studie, dass ExxonMobil eine Verantwortung hat, ehrlich und transparent über die Risiken des Klimawandels zu informieren. Die Ergebnisse unterstreichen auch die Bedeutung von unabhängiger Forschung und Überwachung der öffentlichen Aussagen von Unternehmen, insbesondere in Bezug auf komplexe und dringende Themen wie den Klimawandel.

Zahlreiche Untersuchungen legen den Verdacht nahe, dass auch die anderen Ölkonzerne wie Shell, BP und Total über die Ursachen und die Folgen des Klimawandels Bescheid wussten.

Weitere Infos:

Exxon wusste alles* – klimareporter.de

Schwere Vorwürfe gegen Exxon* – tagesschau.de

Ein Forscher sagte schon 1977 den Klimawandel voraus – leider arbeitete er bei Exxon* – spiegel.de

Ölriese Exxon fährt Rekordgewinn ein* – tagesschau.de

R. Schulna -12.02.2023